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Zum Weltflüchtlingstag: hinschauen, beten, handeln, gedenken

20. Juni 2022

Zurzeit gibt es mehr als 84 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene auf der ganzen Welt. Hinter dieser Zahl stehen einzelne Menschen; mit ihrer Geschichte, ihren Gefühlen, ihren Hoffnungen. Der Weltflüchtlingstag vom 20. Juni ruft auf, diese Menschen in den Blick zu bekommen, ihre Stimme zu hören und sich für sie einzusetzen.

Der European Methodist Council (Rat der europäischen Methodistenkirchen), lädt Einzelne und Gemeinden ein, rund um den 20. Juni an Flüchtlinge auf der ganzen Welt zu denken. Darin eingeschlossen sind die vielen Menschen – ob bekannt oder namenlos – die auf der Flucht im Mittelmeer ihr Leben verloren haben. Connexio hope und Connexio develop, die Organisationen für kirchliche Zusammenarbeit und Entwicklungszusammenarbeit der Methodist:innen, schliessen sich diesem Aufruf an.

 

Mittendrin

Oleg Starodubets arbeitet als Pfarrer der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) in Uschhorod, im Westen der Ukraine. Seine Gemeinde hat Flüchtlinge aus anderen Regionen der Ukraine aufgenommen. Auch Uschhorod wurde im März angegriffen. Oleg Starodubets beschreibt, wie die Flüchtlinge und er selbst sich fühlen:

«Wir sind in den letzten Tagen mit vielerlei Ängsten konfrontiert worden. Angst um das Leben derjenigen, die wir lieben, Angst um unser eigenes Leben, Angst um das Leben der unschuldigen und schutzlosen alten Menschen und Kinder, Angst um das Leben der Soldaten, die in den Krieg gezogen sind. Wir haben Angst erlebt vor einer Explosion der Nuklear-Anlage von Zaporozhye, Chernobyl und Angst, dass sich der Krieg in der Ukraine weiter in den Westen ausbreitet. Wir waren in Angst um die Zukunft von Europa, für unsere Zivilisation, wir haben Angst, welchen Preis die Menschen in der Ukraine für den Frieden zahlen müssen und wir haben Angst, welchen Preis wir selbst zu zahlen haben.»

 

Sehen wollen

Barry Sloan, Mitarbeiter der EMK in Deutschland, verbrachte Ende April einige Tage an der Grenze zwischen Polen und der Ukraine. Er beschreibt, wie Menschen im Flüchtlingszentrum leben:

Ein Dach über meinem Kopf. Und ein schönes dazu.
Mit Möglichkeiten und Mitteln. Und Geld und Essen.
Ein Laptop-Ladegerät. Ein Telefonkabel. Meine Lieblings-Baseballmütze. Dinge, die ich zurücklasse.
Lächerlich im Vergleich zu jenen im Zentrum. Die Verluste anderer Art kennen.
400 Feldbetten an einem überfüllten Ort.
Hundefutter und Katzenstreu. SIM-Karten. Mit Gigabytes und Minuten.
Männer spielen Gitarre. Kinder machen Ballspiele. Hilfe an jeder Ecke.
Und die beste Verwendung einer Nationalflagge, die ich je gesehen habe.
Lastwagen mit Hilfsgütern, Wohnmobile und Lieferwagen.
Leute, die einen Kontinent durchqueren, weil sie müssen. Und können.
Indischer Chai von einem Deutschen pakistanischer Abstammung.
Sikh, Christ, Moslem, Jude. Der normale Betrieb wurde wieder aufgenommen.
Frühstück mit Dutzenden von Polizisten. Sicher ist sicher.
Konvois von Panzern und Militärfahrzeugen.
Sie bringen Hoffnung. Oder Verzweiflung. Je nachdem, mit wem man spricht.
Mein Herz schmerzt beim Gedanken an jene, die sich entscheiden müssen.
Brüder und Schwestern singen Lieder der Hoffnung.
Sie glauben. In der Hoffnung, dass Europa sie nun anders sehen wird.
Dass Europa sie sehen wird. Dass Europa sehen wird.
Das werden wir. Das tun wir. Aber warum brauchten wir einen Krieg, um uns die
Augen zu öffnen?

 

Beten und handeln

Methodistengemeinden sind aufgerufen, in nächster Zeit einen Gottesdienst zu gestalten und für die Flüchtlinge zu beten.
Personen, die sich für Flüchtlinge aus der Ukraine einsetzen möchten, finden unter www.emk-schweiz.ch/ukraine/Hilfestellungen.
Ab Juli wird die Möglichkeit ausgebaut, sich für eine oder zwei Wochen für Flüchtlinge in Athen, in Griechenland einzusetzen. Das Projekt «Grace in Greece» wird von der EMK und von Connexio hope und Connexio develop getragen. Informationen für Interessierte sind bei der Projektleiterin Anna Shammas erhältlich: [email protected]

 

Gedenken

Seit dem Jahr 2000 sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration und anderer Quellen mehr als 30‘000 Menschen auf dem Weg nach Europa ums Leben gekommen. Sie ertranken im Meer oder in Flüssen, erstickten in Containern auf Lastwagen oder Schiffen. Am Weltflüchtlingstag soll auch all derjenigen Menschen gedacht werden, die sich auf den Weg zu einem würdigen Leben gemacht haben. Und nicht angekommen sind.

 


Ihre Spende hilft

Connexio develop leistet Nothilfe für Flüchtlinge, die vom Ukrainekrieg betroffen sind und für Binnenflüchtlinge in der Demokratischen Republik Kongo.

Das Programm von Connexio develop für eine friedvolle, gerechte und inklusive Gesellschaft wird von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA, Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA, unterstützt.

Connexio develop, Zürich, CH44 0900 0000 1574 7157 9, Vermerk «Arbeit mit Flüchtlingen »

 


European Methodist Council https://www.methodist.eu/resources / Nicole Gutknecht

Weitere Quellen: Internationale Organisation für Migration https://www.iom.int/news/rising-migrant-deaths-top-4400-year-iom-records-more-45000-2014 ; Churches’ Commission for Migrants in Europe https://ccme.eu/

Bild: Flüchtlinge aus Syrien unterwegs in Serbien; zur Verfügung via Urs Schweizer